Die BRD hat es Sigmund Jähn nie vergeben, daß er als Kommunist und DDR-Staatsbürger der erste Deutsche im Weltall war. Die “Süddeutsche Zeitung” ließ sich sogar zu der Pöbelei herab, die Tatsache, daß der erste Deutsche im Kosmos mit sächsischem Dialekt spreche, würde den Flug entwerten. Anders sah es der erste BRD-ler im All, Ulf Merbold, der 1983 mit einem amerikanischen Raumschiff flog. Er besorgte Jähn, der 1990 zwangsweise aus der NVA entlassen worden war, einen Auftrag der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Zu einer Festanstellung wollten sich die ESA-Bonzen aber nicht durchringen, auf Treffen deutscher Raumflieger wurde Jähn gemieden. Dennoch arbeitete er in den 90er Jahren erfolgreich für die ESA in Moskau.

Ob Sigmund Jähn nun “im Flug zu den Sternen” der “Menscheit Glück” baute, wie es ein Lied des sowjetischen Jugendverbandes in den 50er Jahren über die Kosmonauten vorhersagte, sei dahingestellt. Aber er war der erste, der für unser Land die Erde von oben sah - egal mit welchem Dialekt er den blauen Planeten auch bewunderte, diesen Sieg kann ihm niemand nehmen. Veröffentlicht: 13. Februar 2002


Der erste DDR-Bürger im All
Sigmund Jähn startete im August 1978 zur Raumstation Saljut 6
     
"Wir freuen uns riesig über unseren Sieg und drücken die Daumen,
       dass alles planmäßig und ordnungsgemäß verläuft und dass es eine
       gesunde Rückkehr zur Erde gibt." Die Einwohner von
       Morgenröthe-Rautenkranz konnten es kaum fassen, dass der erste
       Deutsche im All aus ihrem Ort kam. Kurz zuvor war Sigmund Jähn
       am 26. August 1978 mit der Sojus 31 zur Raumstation Saljut 6
       gestartet.
       Mit an Bord war sein sowjetischer Kollege Waleri Bykowski. Jähn, der
       am 13. Februar 2002 seinen 65. Geburtstag feierte, war bis dahin nur
       wenigen bekannt. Heute zählt der "fliegende Vogtländer" zu den
       bekanntesten Prominenten der ehemaligen DDR.

       Der NVA-Offizier und  "erste Fliegerkosmonaut der DDR" wurde in Leserbriefen
       an Zeitungen und offiziellen Verlautbarungen überschwänglich gefeiert
       und nach seiner Rückkehr zur Erde zum "Held der DDR" und zum "Held
       der Sowjetunion" geschlagen.

       "Ansporn zur Leistung"
       In den heute eher merkwürdig wirkenden Leserbriefen wünschte
       etwa der Mitarbeiter eines Getreidelagers in Großschirma dem
       Kosmonauten alles Gute und gelobte, hohe Leistungen zur
       Vorbereitung des 30. Jahrestages der DDR am 7. Oktober 1979 zu
       vollbringen. Der Orchesterleiter der Zwickauer Blasmusikanten
       berichtete voll Stolz, dass der Flug des ersten DDR-Bürgers ins All die
       Musiker spontan zur Interpretation eines neuen
       Kosmonautenmarsches animierte.

       Und dennoch mochte der ganze Rummel nicht so recht zu Sigmund
       Jähn passen. Dem gelernten Buchdrucker, der heute in Strausberg bei
       Berlin lebt und sporadisch im Vogtland vorbeischaut, war das
       Unwohlsein fast anzusehen, als von ihm nach der Landung im Hain der
       Kosmonauten vor der Berliner Archenhold-Sternwarte eine Büste
       enthüllt wurde. Obwohl noch heute Schulen und Freizeitzentren in den
       neuen Bundesländern sowie seit 2001 auch ein Planetoid seinen
       Namen tragen, ist sich Jähn in seiner zurückhaltenden Art treu
       geblieben. Journalisten erwischen ihn kaum für Interviews, im
       Fernsehen ist er selten zu sehen.

       Jähn absolvierte von 1955 an seinen Militärdienst bei den
       DDR-Luftstreitkräften und war bis 1966 Flugzeugführer in
       Dienststellungen der UdSSR-Luftstreitkräfte. Er studierte auch in der
       UdSSR und der DDR, was ihn in den Kreis der Auserwählten für den
       deutsch-sowjetischen Raumflug brachte. Gemeinsam mit Eberhard
       Köllner bereitete er sich seit 1976 auf den Flug vor. Nach der Wende
       arbeitete Jähn auch für die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und
       Raumfahrt (DLR) in Köln sowie als Berater für die russische Raumfahrt.

       "Menschliche Entwicklung stagniert"
       Jähn sieht seinen Weltraumflug auch heute noch als einmaliges
       Erlebnis, wenn auch in der Raumfahrt "die Zeit der Euphorie der
       Anfangsjahre vorbei ist". Wenn er an 1978 zurückdenke, sei da die
       unvergessliche Schönheit der Erde. "Man arbeitet in einer Besatzung
       zusammen. Es ist dabei gleichgültig, wo man geboren ist und welche
       Sprache einem die Mutter zuerst beigebracht hat." Schaue man aber
       aus dem Bordfenster, wisse man um die Grenzen auf der Erde, "wo
       sich die Leute gegenseitig die Köpfe einschlagen."

       Das sei doch ein eigenartiger Widerspruch, schrieb Jähn Ende der 90er
       Jahre für einen Rundfunksender: "Der Mensch ist technisch weit
       fortgeschritten. Er kann Raumstationen bauen, sie im Weltraum
       zusammenkoppeln und denkt an die Landung auf dem Mars, aber
       seine Entwicklung scheint seit der Steinzeit zu stagnieren."

Der Astronaut Sigmund Jähn wurde am 13.Februar 1937 in Morgenröthe - Rautenkranz im Vogtland geboren. Nach dem
Besuch der Volksschule begann er eine Lehrausbildung als Buchdrucker. Ab 1955 absolvierte er den Militärdienst in den
Luftstreitkräften der annektierten DDR. Bis 1966 war er Flugzeugführer in Dienstellungen der Luftstreitkräfte der UdSSR. In
dieser Zeit wurde er zum Diplom Militärwissenschaftler. In den Jahren 1966 bis 1970 studierte er an der Militärakademie der
Luftstreitkräfte der UdSSR in Monino. Von 1970 bis 1976 arbeitete er als Inspekteur für Jagdfliegerausbildung bzw. für
Flugsicherheit im Stab der Luftstreitkräfte. Seine Ausbildung als Astronaut (oder Kosmonaut) meisterte Jähn von 1976 bis
1978 im sowjetischen "Sternenstädtchen" bei Moskau.

Vom 26.August bis 3.September 1978 nahm Sigmund Jähn am Raumflug UdSSR / DDR teil. Mit dem russischen
Kommandanten Waleri Bykowski flog er mit Sojus 33 zur russischen Raumstation Salyut 6/Sojus 29 teil. Somit war er der erste Deutsche im All.

1883 promovierte Jähn am Potsdamer Zentralinstitut für Physik der Erde zum Dr. rer. nat. auf dem Gebiet der Fernerkundung
der Erde. Seit 1990 ist Sigmund Jähn im russischen Kosmonautenausbildungszentrum als freier Berater für das
Astronautenzentrum der DLR und seit 1993 auch für die ESA (European Space Agency) tätig.
Alle, die ihm persönlich kennengelernt haben, lernten Sigmund Jähn als einen bescheidenen und liebenswürdigen Menschen
kennen. Heute lebt Jähn in Strausberg.
Viele Publikationen zu Fragen der Fernerkundung und der Entwicklung der bemannten Raumfahrt wurden von Sigmund Jähn
veröffentlicht. Sein bekannteste Buch erschien 1983 unter dem Titel "Erlebnis Weltraum".

Lexikoneintrag:  Sigmund Jähn                (17737)   German Astronaut

  (17737) Sigmund Jähn = 1998 BF14
      Discovered 1998 Jan. 27 by J. Kandler at the observatory Drebach.
  Sigmund Jähn (b. 1937) was the first German man to travel into space. 
  In August 1978 he spend 9 days in the then Soviet space station Salyut 6
  together with the Russian commander Valery Bykovsky. Today Jähn works in
  the astronaut training centre of the German Research Centre for
  Aeronautics   and Astronautics (DLR).

 


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